Uhrwerk-Mensch …?

Wörterwald

Als Anthony Burgess ein Gehirntumor diagnostiziert wurde und die Ärzte feststellten, dass er nur noch ein Jahr zu leben hatte schrieb er in Rekordzeit fünf Romane. „A Clockwork Orange“ ist einer davon. In Wirklichkeit lebte er noch 34 Jahre.

Trotzdem gehört „A Clockwork Orange“ zu den 100 wichtigsten englischen Büchern des 20. Jahrhunderts. Der Inhalt ist radikal: Alex und seine Freunde (seine Droogs) leben in einer Welt der Gewalt. Sie stehlen, vergewaltigen und töten. Alex ist der Anführer seiner Gruppe, doch als er bei einem Überfall eine Frau umbringt, wird er von seinen Freunden verraten und muss – mit nicht einmal sechzehn Jahren – ins Gefängnis. Dort schlägt er sich zwei Jahre zwischen brutalen Wächtern und Pädophilen durch bis er sich schließlich bereit erklärt als Testobjekt für eine neuartige Methode zur Heilung von Straftätern zu agieren und da geht die Horrorshow erst richtig los …

Burgess lässt Alex als Ich-Erzähler auftreten und gibt im damit auch seine eigene Jugendsprache, in welcher Wörter, wie Britwa, Horrorshow und Tschai, keine Seltenheit sind. Die Sprache und die geschaffene Atmosphäre verdeutlichen die Beklemmung des Buches.

Ich habe zwischen Ekel und Abscheu zu Alex bis zu Mitgefühl geschwankt und schließlich wirft das Buch auch wichtige Fragen auf: Ist der freie Wille wichtiger als eine gute Handlung? Was ist Willensfreiheit? Wie geht man mit Verbrechern um?

Nicht umsonst heißt das Buch „A Clockwork Orange“. Die Uhrwerk Orange, wobei „Orange“, von Orang-Utan (was „Mensch“ bedeutet) abgeleitet ist. Ein „Uhrwerk-Mensch“ – ist das die Lösung?

Die Verfilmung von Stanley Kubrick ist auch zu empfehlen. Wer ein Buch zum Nachdenken sucht, der ist mit „A Clockwork Orange“ genau richtig bedient!

Bild: pixabay