Mal ein Held sein!

Wörterwald

Mit „Heldentage“ veröffentlicht Sabine Raml ihr erstes Buch. In diesem Jugendbuch geht es um die 15-jährige Lea. Lea ist etwas anders als andere Teenager. Sie muss eine Klasse wiederhohlen und so kommt es zu Problemen in ihrer Clique, dann hat sie auch noch Asthma, ihre Mutter trinkt viel zu viel und mit ihrem Freund Lenny klappt es auch nicht mehr. Dann macht Lenny Schluss und Lea muss sich entscheiden: Schafft sie es eine Heldin zu sein?

Lea ist ein Hauptcharakter, den man schnell ins Herz schließt. Ungeschminkt spricht sie über ihre Probleme und reißt den Leser mit sich. Man lacht und leidet mit ihr mit. Auch die Sprache ist authentisch. Man sieht Lea direkt vor sich. Für alle, die noch nach einem guten Buch für einen entspannten Sonntagnachmittag gesucht haben, werden hier ihr Lesefutter finden.

Bei einem Interview stand die Autorin Rede und Antwort:

  1. Seit wann schreibst du?

Seit 2004 gab es die ersten Veröffentlichungen, aber ich schreibe schon seit dem ich ein Kind bin. Da habe ich schon Zeitungen entworfen und eigene Geschichten geschrieben.

  1. Was gibt dir das Schreiben?

Ohne das Schreiben bin ich ein unglücklicher, Mensch, obwohl ich sonst sehr fröhlich bin. Aber das Schreiben gehört zu meinem Leben. Morgens schon muss ich zum Frühstück ein paar Seiten schreiben, sonst ist mein Tag nicht so schön. Mit dem Schreiben kann ich meine Gefühle sortieren.

  1. Ist das Schreiben bei dir stimmungsabhängig?

Eigentlich nicht, denn meistens setzte ich mich hin und schreibe. Erst ist es nicht so gut, aber dann tauche ich ab in die Geschichte und nichts spielt mehr eine Rolle. Ich merke nicht mehr wie lange ich dasitze und schreibe. Das wichtige bei mir ist, dass ich mich vollkommen in eine Stimmung hineinversetzen kann.

  1. Wie kommen dir deine Ideen?

Mir kommen die Ideen, erst später. Wenn ich am Schreibtisch sitze, habe ich oft keine Idee, aber dann schreibe ich und vor meinen Augen läuft ein innerer Film ab. Ich muss mich beeilen, dass ich hinterherkomme mit dem Schreiben, so schnell ist der Film. Man kann mir ein Bild oder ein Wort hinschmeißen und ich schreibe daraus eine Geschichte.

  1. Willst du authentisch bleiben, auch sprachlich?

Ich habe mir mit der Sprache gar keine Mühe gegeben. Eigentlich wollte ich überhaupt kein Jugendbuch schreiben, aber als ich den Roman, für welchen ich einen Vertrag hatte, schreiben wollte, hatte ich immer die Stimme eines 15-jährigen Mädchen im Kopf und irgendwann habe ich begriffen, dass das nicht mit meinem geplanten Buch, in welchen die Protagonistin schon 31 ist, passt. Also habe ich mit „Heldentage“ angefangen und dann konnte die Stimme reden wie sie wollte.

  1. Wann ist jemand für dich ein Held?

Für mich sind Kinder und Jugendliche generell immer Helden, denn sie können, im Gegensatz zu erwachsenen, ihr Leben nicht von heute auf morgen verändern. Sie müssen die Situation so aushalten, wie sie ist. Ich habe das damals als sehr belastend empfunden. Ein Erwachsener ist dann für mich ein Held, wenn er mutig ist und nicht wegschaut. Man sollte hinschauen und handeln.

  1. Welcher Schriftsteller hat dich geprägt?

Es gibt keinen bestimmten Schriftsteller, der mich geprägt hat. Es gab und gibt eher Phasen, in welcher mich ein bestimmter Schriftsteller inspiriert hat. Mal habe ich beispielsweise alle Bücher von Hermann Hesse gelesen, mal etwas anderes. Ich kaufe mir oft Bücher von Schriftstellern und lese dann alle hintereinander weg. Es ist stimmungsabhängig. Viel mehr als ein bestimmter Autor hat mich das Lesen an sich geprägt.

  1. Warum hast du genau über diese Themen geschrieben?

„Heldentage“ ist letztendlich die dritte Fassung eines Buches. Die erste war autobiografisch und sogar für einen Preis nominiert. Aber diese Geschichte wollte ich nicht verlegt haben, denn sie hatte viel zu viel mit mir zu tun und davor hatte ich ein bisschen Angst. Deshalb habe ich das Buch auch liegen gelassen und erst 2011 wieder bearbeitet, wobei das Buch diesmal einfach nur traurig war. Es gab keine schönen Momente. Aber hier fand ich keinen Verlag, was wahrscheinlich auch ein Glück war. Dann habe ich zuletzt das Buch in 5 Wochen überarbeitete und den Oldenburger Jugendbuchpreis gewonnen. Das Buch hat mich also mein ganzes Leben lang begleitet.

  1. Eine letzte Anmerkung?

Meine Mission mit „Heldentage“ ist: Egal wie dein Umfeld ist, wenn du wirklich möchtest, dann kannst du es erreichen!

Ich bedanke mich herzlich für dieses abwechslungsreiche Gespräch!

Bild: Saskia Dreßler